"Heute schon gelebt?" fragt lakonisch ein Graffiti der Szene. Als bedürfe das Leben schon einer Wiederbelebung durch solch provokative Erinnerung. Es scheint problematisch geworden, sich als lebendiges Wesen zu empfinden. In einer Zeit, aus der der Sinn verschwunden, in der Berufe, wenn überhaupt zu haben, zu Jobs verkommen und der Andere fremd geworden ist, sucht man quasi im Kampf um die allerletzte Bastion sich auf das zu beziehen, was scheinbar selbstverständlich übrig bleibt: die eigene Innenwelt als gleichsam einzig gewisser Ort in einer zerfallenen Welt. Da wird das Eigene wiederentdeckt oder neu erfunden, geliebt, in Watte gepackt oder herausgebrüllt, werden in dessen Hinterwelten Werte entdeckt, die für den Verlust der einen, großen Welt entschädigen sollen.
Deshalb gilt es dann -  ob durch Astrologie oder Therapie, durch Meditation oder Massage - ,,mit sich eine Erfahrung zu machen" ,,in sich zu gehen, um aus sich herauszukommen , ,,sich auf die Reise zu sich selbst zu machen" etc. Die eigentümliche Leere solcher Sätze zeigt sich auch sprachlich an lauter Reflexivpronomina: ich" werde ,,mir" selbst zum Gesprächspartner. Letzter Ort -  autistischer Ort? Intendiert ist durchaus etwas anderes: die eigene Innenwelt wird zum gleichsam archimedischen Punkt, von dem her -  gelänge doch erst ihre Entrümpelung -  Beziehungen wieder lebbar, Welt wieder sinnvoll werden könnte. Bloch war allerdings anderer Meinung: "Alles Innen ist an sich dunkel. Um sich zu sehen und gar, was um es ist, muß es aus sich hinaus. Man muß sich herausmachen, damit es überhaupt erst etwas sehen kann."

Das heile Selbst
In geradezu inflationärer Weise taucht in allen Versuchen der Introspektion der Begriff des Selbst auf. Ob ausdrücklich thematisiert oder nicht, überall steht das Selbst im Raum, als Selbsterfahrung, Selbstfindung, Selbstbegegnung, Weg zum Selbst.
Das Selbst scheint die Erlösung. Immer gilt das Selbst gegen den Verzicht auf positive Werte in der traditionellen Psychoanalyse - als Unverstelltes hinter allen Masken, die innerste Harmonie, der man trotz (oder wegen?) aller schmerzlichen Erfahrung selbst-besessen nachjagt. Es ist der vor allem Außen liegende ureigenste Wert, den es neu zu entdecken gilt: Heiles hinter allen Wunden. Gegen die Zerrissenheit der Welt sucht das Selbst in sich deren Versöhnung: Einheit von Fühlen und Denken, Kopf und Bauch, Männlichem und Weiblichem, Anschluß ans kosmische Universum.
Sein Anspruch ist nicht gerade bescheiden. Entgegen Foucaults These, daß die Machtverhältnisse das Körperinnere durchziehen, steht das Selbst für den zu findenden, in sich abgeschlossenen ruhenden Punkt v o r der Welt, von deren Beschädigungen es nicht durch zogen ist. So gibt es denn doch etwas Wahres im Falschen. Während bei Freud das Ich nicht Herr im eigenen Haus ist, sondern sich zwischen den Mühlsteinen des Unbewußten (er)findet, präsentiert sich das Selbst als Erstes und als souverän. Deshalb formulierte Lacan die Freudsche Einsicht in der provokanten These ,"Ich ist ein Anderer", während für F. Perls Gestalttherapie die Welt wieder in Ordnung ist: "Ich bin, was ich bin". Dennoch wird dem, was traditionellerweise Ich genannt wurde, mißtraut, weil es trotz aller neurotischen Deformationen, trotz Mama-Papa-Ödipus zu stabil scheint, falsche Identitäten vorzugaukeIn, einfach zu wenig ,"selbst" ist.
Und in der Tat scheint dem Ich der Bezug zur Welt nicht in der heutigen fundamentalen Weise fraglich, es bezeichnet das, was bis in die politische Linke hinein für kulturell wertvoll galt: Bedürfnisaufschub und Sublimierung, Arbeitsethos und Realitätsorientierung, Vernünftigkeit. Dies hingegen ist auf der Suche nach dem Selbst in Verruf gekommen, Sublimierung etc. gilt als fauler Trick der Ablenkung von sich, vor der Realitätsbewältigung rangiert die Selbsterfahrung, da diese jene überhaupt erst möglich (vielleicht aber auch überflüssig) werden läßt.
Die Verkehrung der Depression
Dem Bedürfnis nach dem Selbst entspricht die Erfahrung der eigenen Inkohärenz, der wiederum entspricht die Erfahrung gesellschaftlicher Sinnlosigkeit.
Ich verliere meine Konturen, zerfließe in die gigantische Leere der Zeit. Ich verbringe meine Tage regungslos oder stürze mich in hektische Betriebsamkeit. Das ganze Leben ist ein träges Bett, das ich nicht verlasse. Dort liege ich im fahlen Dämmer des Zwielichts und vergesse schließlich die Morgenröte. Ich weiß buchstäblich nicht, wer ich bin, noch, was ich soll. Derart kreise ich um meine verschwimmende Gestalt, versuche mich zu erreichen, um wenigstens etwas noch zu fühlen.
So ist im selben Maße, wie jedes Außen zerfallen ist, auch das Innen fraglich geworden. Elementarstes scheint nicht mehr zu gelingen und wird im Namen der Selbstfindung bedeutungsüberfrachtet wiederentdeckt. Der Atem wird ein zu enträtselndes Ritual, dem ich in seiner geheimen Musik bis in die Spitzen meiner Lungen folge, die Stimme setzt blockierte Energien wieder frei, im Gehen versuche ich meditierend, den Kreis des Yin und Yang zu schließen. Ich versuche, den Hunger nach Leben an meinem Körper zu stillen, er wird zur Kultstätte meiner verlorenen Hoffnung. Im Namen des eigenen Wertes wird Banalstes zur schöpferischen Qualität, der Alltag wird mangels anderer Realitäten mystifiziert, im Namen der Kreativität wird gekocht und getöpfert, gestrickt und genäht.
Und weiß ich keine Zukunft mehr, befrage ich das Orakel, die Karten oder versuche, die Sterne zu deuten, um im Chaos meiner Existenz eine letzte Ordnung zu finden, die mir die Abgründe meines Unbewußten zu entschlüsseln vermag. Eigentlich Folge einer Depressivität, wird die Suche nachdem Selbst zum Versuch einer Selbst-Heilung, die ihre eigenen Gründe verkennt. Die Erfahrung von Sinn-, Ort- und Zukunftslosigkeit wird affirmativ umgekehrt: Die unterstellte eigene Ganzheit verheißt ein Glück in der (Selbst-) Gegenwart, das von der bangen Frage nach dem, was war und was wird, entlasten soll. Diese Hinwendung zum emphatischen Ich-Hier-Jetzt will gierig und verzweifelt zugleich all das Glück zusammenraffen, das mitsamt der Zukunft schon verloren scheint.
Kopfloses Selbstverständnis
Alle Wege führen zum Selbst über den eigenen Körper, er ist - in Abwandlung von Freuds Wort - der ,Königsweg' zum Selbst. Damit ist für das Selbst das traditionelle Verhältnis von Geist und Körper genau umgekehrt. Das Selbst präsentiert die Kehrseite jener platonisch-ehristlichen Abwertung des Körpers, die auch in der Neuzeit andauerte. Descartes, auf der Suche nach Gewißheit, streift den Körper ab wie ein Korsett - mit dem vernichtenden Urteil: "diese ganze Gliedermaschine, die man auch an einem Leichnam wahrnimmt". Für die Tradition verbindet sich das Körperliche gerade mit der Angst, seine Identität zu verlieren: der Körper ist assoziiert mit Begrenzung und Tod, ist abhängig von den Sinnen, deren Wechselbädern ausgesetzt und der Herrschaft des Zufalls unterworfen.
Das autonome Subjekt hatte keinen Körper. Aber in seiner langen Verbannung hat sich der Körper mit utopischem Potential aufgeladen. Davon zehrt die Moderne. Nietzsche wies ihr im Zarathustra die Perspektive: "Hinter deinen Gedanken und Gefühlen, mein Bruder, steht ein mächtiger Gebieter, ein unbekannter Weiser - der heißt Selbst. In deinem Leibe wohnt er, dein Leib ist er."
Nietzsches polemisch-kritische Wendung wird der heutigen Bewegung zum Prinzip. Der Körper avanciert im Selbst zur letzten Gewißheit und zur einzigen verläßlichen Wahrheit. Das Ich verläßt den Kopf und rutscht in den Bauch: das Selbst ist ein Körper-Ich.
Im exakten Gegensatz zu Descartes ist nun der Kopf äußerlich geworden - buchstäblich zu einem Fremdkörper, der den unmittelbaren Kreislauf meiner Selbstvergewisserung unterbricht, wenn er mit seinen Begriffen abstrahiert, von mir ,abzieht' und zu verallgemeinern beginnt. Wegen dieser Tendenz ins Allgemeine ist dem Selbst alles Theoretische schon grundsätzlich ein Akt der Entfremdung, Denken wird geradezu abwegig.
Nur der Körper (er)zählt
Gleichfalls mißtraut das Selbst der Sprache. Es spürt ihre zunehmende Verödung, bei der die Sensibilität der Sprache schwindet und ihre Ausdruckskraft versiegt: Niemand sagt etwas, MAN spricht. Die Sprache verkommt zum Markt der Zeichen; hier bedienen sich die Politiker und schmücken sich mit frischen Etiketten; hier machen die (neuen) Medien ihre Profite und schaffen Bedeutungen, denen nichts entspricht; hier tönt die Sprache laut und hohl, steril und lackiert wie die Reklame, von der sie immer mehr durchdrungen wird.
Das Selbst leidet an dieser Sprache. Es zieht sich aus dieser empfindungslosen Fremde zurück - in seinen Körper und gibt ihm, der geknebelt und mundtot gemacht war, gleichsam das gestohlene Wort zurück. Pantomime, Ausdruckstanz und Bewegungstheater finden jetzt im Körper eine Grammatik der Nähe. Die Bioenergetik zeigt, wie der freifließende vitale Rhythmus der Stimme die kalten Wörter erwärmt. Überhaupt entthronen Mimik und Gestik in ihrer konkreten Bildhaftigkeit die abstrakte Bezeichnung der Wortsprache. Die wiedergefundene Körpersprache scheint unmittelbarer, authentischer und emotionaler als die verbale. Mehr noch:
für F. Perls ist der Inhalt einer Rede nicht mehr von Belang: "Ihr braucht nicht auf das zu hören, w a s dieser Mensch sagt: hört auf den Klang. Der Klang sagt euch alles. Alles, was ein Mensch ausdrücken will, ist da - nicht in den Worten."

In der Körpersprache betreibt das Selbst sein doppeltes Spiel. Im Exhibitionismus seiner theatralischen Gesten lebt es seine uneingestandene Beziehungssuche aus, während es gleichzeitig narzißtisch und selbstbezogen bleibt - denn die Gebärde verläßt den Körper gleichsam nur halb, gerade soweit, um sichtbar zu sein, um den anderen massiv zu beeindrucken, ohne sich aber gänzlich von mir abzulösen. Die Gebärde bleibt bei mir und nährt den Traum einer Privatsprache, einer besonderen reichen inneren Ausdruckswelt, die unverlierbar mein eigen ist.
In Wahrheit ist die Gebärdensprache, mag sie auch archaischer sein, keineswegs natürlich, vielmehr kulturell bestimmt. Aber wichtiger noch: Was die Körpersprache an Emotionalität voraushat gegenüber dem Wort, das büßt sie an Eindeutigkeit und Komplexität zugleich ein. Weil es ihr an Gehalt und Differenzierungsvermögen mangelt, ist sie genau auf die kalte Computersprache angewiesen, von der sie erlösen möchte.
Glauben aus zweiter Hand
Die westliche Zivilisation hat vor ihrem Wissen Angst bekommen. Das Wissen erscheint wie ein tödliches Prinzip -in Gestalt immer perfekterer Waffen, in jenem Wachtumsmoloch, der in die ökologische Katastrophe hineinwuchert, schließlich in der Figur des Computer! Roboter, der den Menschen überflüssig macht.
Es ist als ob die Hoffnung keinen rationalen Boden mehr fände, grundlos wäre, als ob die Hoffnung nur im Irrationalen weiterleben könnte. Die Bewegung zum Selbst zieht diese Konsequenz und stürzt sich in alle verfügbaren Irationalismen. Im Glauben will sie einen Lebenssinn zurückerhalten, den die Vernunft nicht mehr gewährleistet.
Das Selbst stattet den Körper, dem es vertraut, mit okkultem Tiefsinn aus. Gläubig vertieft es sich in die Linien seiner Hände, erfährt, daß dort sein persönliches Schicksal eingraviert sei. So erhält es von der Esoterik eine wunderbare Unverwechselbarkeit zurück, die wir in der Realität längst nicht mehr haben.
Und über dem verrätselten Mikrokosmos seines Körpers wölbt sich nochmals ein schirmender Makrokosmos: das Firmament der Astrologie. Die Sterne bilden eine Konstellation, in der die Identität das Selbst geheimnisvoll festgehalten, im großen nochmals bestätigt wird. Wo die Vernunft alle Mythen versagt, bietet der Himmel astrologischen Zuspruch, garantiert das All eine kosmische Ordnung, die der Welt abhanden gekommen ist.
Aber das Bedürfnis zu glauben ist nicht naiv, vielmehr ein unsicheres Glauben-wollen, das der nihilistischen Krise entspricht. Hungrig nach Spirituellem pilgert es gen Osten, um sich an orientalischen Lehren zu sättigen. Dabei überzieht es die fernöstliche Weisheit mit Bildern eigener tiefer Sehnsüchte. In der mystischen Versenkung von Yoga und Zen-Meditationen sieht es jenen Weg nach Innen, der zum Einklang von Mensch und Natur (zurück)führt. Das Selbst findet hier einen kontemplativen Gegenentwurf zur europäischen Betriebsamkeit: anders als in der westlichen vita activa ist Natur etwas, das man nicht permanent bewältigen, überwinden, verändern muß; hier gibt es auch ein passives Gelingen, ein Glück, das die Dinge belassen kann. Der Meditierende darf in die Natur eintauchen, weil darin selber Übersinnliches ruht - wie jene Altäre in altindischen Tempeln, die 2-3 m tief in die Erde versenkt sind.
Aber dieser Naturbegriff läßt sich nicht in unsere Kultur importieren, genausowenig das fernöstliche Empfinden. C.G. Jung plädiert, "sich entschlossen zur geistlichen Armut der Symbollosigkeit zu bekennen", anstatt "in orientalische Paläste einzudringen".
Das Selbst jedoch will die kulturellen Schwellen überspringen. Mit gieriger Direktheit führt es die fremden Lehren und Mythen seinem Hunger nach Selbstfindung zu: Sie werden alle rigoros durchpsychologisiert und darin für die kleinen privaten Belange zurechtgestutzt. So wird das I Ging, das die ganze Naturphilosophie, Soziallehre und Ethik einer altchinesischen Welt enthält, auf die Funktion eines Heimorakels reduziert. Am Ende praktiziert die Selbst-suche genau jenen Konsumismus, vor dem sie im Osten Rettung erheischte.
Die narzißtische Drehung
So verlängert sich das, wogegen man antritt, in seinen umgekehrten Vorzeichen; der alten Kopf- folgt eine neue Körperlastigkeit, übersah man früher die Gebärde, wird nun der Redeinhalt marginal, schließlich trifft die alte Diskreditierung von Gefühl und Intuition jetzt umgekehrt Argument und Logik.
Und analog solcher Verkehrung läßt sich auch die Konzeption des Selbst als die progressive Seite des traditionellen Ichs beschreiben. Dessen traditionellem Weltbezug setzt es einen grandiosen Selbstbezug entgegen. Bezeichnend für solche Verkehrung scheint auch die umgestülpte Bedeutung von Begriffen wie Arbeit oder Handeln. Sie meinen nicht länger ein Verhältnis zur äußeren Realität - sei es Natur oder Gesellschaft - sondern Arbeit wird zu Körperarbeit, zur Arbeit an der Regression, Handeln wird verkürzt zur bloßen (Körper-)Bewegung.
Derart mit der Enträtselung der Geheimnisse seines Körpers und seines darin aufscheinenden Unbewußten befaßt, kann das Selbst bei sich bleiben und schließt sich gleichsam ab. Denn die Konzeption des Selbst folgt dem Trachten des Narziß: es will in seiner Selbst-berührung aufgehen und duldet die Welt nur als Spiegel. Wie Narziß lauscht das Selbst fasziniert seinem eigenen Atem, hört seiner eigenen Stimme zu, wie er feiert es den Tanz seiner Gebärden und forscht nach seiner Wirkung in den Augen anderer.
In seinem regressiven Begehren nach Selbst-Ausdruck verlängert sich, durchaus gegen seinen Anspruch, die Unterscheidung von Innen und Außen, die zugleich Grund seines Leidens ist. Denn die Erhöhung des Selbst zum quasi transzendentalen' Ort, von dem her Welt und Beziehungen wieder ins Lot gebracht werden sollen, setzt in paradoxer Weise gerade die Abtrennung des anderen fort, wie es zur Nabelschau der Szene paßt. Affirmativ setzt es seine eigene Wahrheit, das unmittelbare Recht seiner Bedürfnisse; kopflos und bauchlastig frönt es der Beliebigkeit seiner Lüste, indem es sich ,holt, was es braucht' und stehenläßt, was zu anstrengend. Deshalb bleibt der andere in seinem Leiden strukturell fremd, statt einer wirklichen Beziehung findet nur eine Spiegelung statt.
Kompensatorisch gegen solche Erfahrung steht das Bedürfnis nach Auflösung der Vereinzelung in einem amorphen Gruppenkosmos, wie er gerade im ritualisierten Zeremoniell von Workshops, Körperwochenenden etc. beschworen wird. Wir geben uns alle die Hände, bilden einen Kreis und sehen uns tief in die Augen. Die schweiß-feuchte Hand links ist mir zuwider, und mein Gegenüber, die den Platz neben ihrer Freundin ergattert, kann mich nicht leiden. Aber in der Sicherheit individueller Verantwortungslosigkeit wird (dem Anspruch nach) geliebt, sich fallengelassen und aufgefangen, werden großherzig Energien verteilt bis hin zum gigantisch verzweifelten Gruppenorgasmus, so im Film "Abenteuer meiner Seele". Doch die Sehnsucht nach Verschmelzung ist bekanntlich nur eine Variante des Narzißmus.
Das Selbst dreht sich im Tanz seiner Eitelkeit. Scheinbar ganz bei sich, sucht es verstohlen den Blick des anderen, um sich mit ihm zu schmücken. Gierig saugt es seine Wirkung auf, um in den souveräner werdenden Pirouetten seiner Bewegungen das Begehren zu forcieren. Es hält sich den anderen als Spiegel vor, indem es dessen Begehren begehrt. So bleibt es allein auf dem Tanzboden der verlorenen Hoffnung.


Inge Breuer / Peter Leusch